Evangelische St. Laurentiusgemeinde Kaierde

Der Ort Kaierde liegt im Gebirgszug Hils im südniedersächsischen Bergland, zwischen Weser und Leine. Verwaltungsmäßig gehört Kaierde zur Einheitsgemeinde Delligsen,Landkreis Holzminden, wirtschaftlich ist es eher der näheren Stadt Alfeld im Leinetal zugeneigt. Das heute mit knapp 1000 Einwohnern kleine Kaierde kann sich aber rühmen, der älteste Teil der Einheitsgemeinde Delligsen zu sein- es gibt eine dementsprechende Urkunde.

Eine eigene Kirche mit einem wehrturmähnlichen Kirchturm hat das Dorf seit etwa 1000 Jahren, was man aber zeitlich nur ungenau aus dem Baustil schließen kann. Und fast die ganzen 1000 Jahre war Delligsen kirchlich für Kaierde zuständig, erst 1954 wurde Kaierde eine selbständige Kirchengemeinde.

In der relativ kurzen kirchlichen Eigenständigkeit hat es bisher 4 Pfarrstelleninhaber gegeben: Bodo Sander; Martin Ulrich; Jens Ball; K.-P. Schrapel und seit August 2005 Michael Pfau.

In der Zeit von Pfarrer Sander bekam die Kirchengemeinde ein neues Pfarr-und Gemeindehaus (1961 fertiggestellt) das für die damalige Zeit hervorragend ausgestattet war: Saal, Bibliothek, Partyraum, Teeküche, Holzwerkraum,Töpferei. Offen für die ganze Gemeinde eröffnete das Haus besonders der Jugend neue Möglichkeiten und wurde von einem großen Teil auch begeistert angenommen, es hatte auch Zulauf aus den Nachbargemeinden .Es wurde gewerkt und getöpfert, gelesen und diskutiert, Filme gezeigt,Seminare abgehalten, ganz allgemein gab es mit diesem Haus eine Alternative zum üblichen Dorfleben. Zentrale Fragen waren z.B. Frieden, Kriegsdienstverweigerung, Dritte Welt.

Auch wenn dadurch Konflikte mit Konservativen im Dorf nicht ausblieben, so hat doch die damalige Bewußtseinsbildung nachhaltig in die Gemeinde hineingewirkt- die Jugendlichen der 60iger bis 80iger Jahre sind heute die interessierten Eltern, die verantwortlichen Kirchenvorstände und Gemeinderatsmitglieder.

Neben dem neuerbauten Gemeindehaus wurde in der Zeit von Pfarrer Sander mit der Renovierung der Kirche begonnen, die sich letztlich über einen Zeitraum von ca 20 Jahren erstrecken sollte. Um den Untergrund und die Seitenmauern mit einer bis dahin fehlenden Isolierung zu versehen, mußte der Innenraum radikal ausgeräumt werden, auch der Innenputz mit Bemalung mußte fallen. Dem ursprünglichen Zustand entsprechend wurde der Fußboden tiefer gelegt und bekam eine moderne Fußbodenheizung. Die Wände wurden neu verputzt und nicht wieder bemalt. Aus den verschiedenen Bauteilen der Kirche, etwa von 1250/1600/1715/1905 wurde dadurch ein verhältnismäßig einheitlicher Innenraum geschaffen.

In diesen nunmehr hellen, einheitlichen Innenraum sollten auch keine Kirchenbänke mehr aufgestellt werden, es wurden leicht bewegliche Stühle angeschafft, so dass der Raum variabel bestuhlt bzw variabel unbestuhlt genutzt werden kann. Immerhin bietet der Kircheninnenraum mehr Platz als der Saal des Gemeindehauses. Selbst der Altar ist ein beweglicher Tisch, die Kanzel ein Rednerpult.

Kein Wunder, dass schon beim Umbau für eine variable Nutzung an eine kleine Toilette im Turmuntergeschoß und eine Teeküche auf der 1.Etage gedacht wurde.

Im Laufe der Jahre haben auch die Kritiker der Zerstörung der „schönen alten Kirche“ (tatsächlich gab es diese „Schönheit“ nur seit 1905, war also auch nur kurzzeitig) die Vorteile eines multifunktionalen Kirchenraumes kennengelernt, die meisten Gemeindeglieder mögen ihn.

Heute gibt es dort neben den Gottesdiensten, bei denen nach Bedarf auch schon mal die doppelte Anzahl an Sitzgelegenheiten aufgeboten werden kann, Konzerte, Festveranstaltungen oder die Jugendnacht mit Schlafsäcken auf dem vorgeheizten Boden.

Auch wenn an manchen Sonntagen im Hochsommer zur Ferienzeit der Gottesdienstbesuch eher an ein Heiden-Dorf denken lässt, so kann man sonst von einer lebendigen Gemeinde sprechen, die an ihrer Kirche und ihrem Pfarrer interessiert ist.

Der Kirchenvorstand bemüht sich, die Gemeinde abzuholen, wo sie steht. Es gibt verschiedene Angebote, um die örtliche Gemeinschasft zu fördern.

Eine besondere Prägung dieser Gemeinde liegt in der Friedensarbeit. So fnden monatlich Lebensfeste statt, in denen universelle Friedenstänze getanzt werden. Die Kirche mit ihrer ganz wunderbaren Akustik und der ganz besonderen Atmosphäre läd förmlich zu solchen Veranstaltungen ein. Der Wunsch nach Frieden in der Welt und in mir selbst, nach einem harmonischen Miteinander und die Sehnsucht, das mit anderen Menschen teilen zu können, wird hier verstärkt wahrgenommen und gelebt. In regelmäßigen Abständen feiern wir Friedensnächte, die mittlerweile von vielen Menschen über die Gemeindegrenze hinweg besucht werden.

Besuchen Sie uns, Sie sind willkommen!!!